Warum Schreien lassen schädlich ist und welche Langzeitfolgen es haben kann.

Viele Eltern fühlen sich beim Thema „Schreien lassen“ unsicher oder stehen unter Druck von außen. Manchmal wird diese Methode als schnelle Lösung fürs Einschlafen empfohlen – doch sie birgt erhebliche Risiken für das Baby und die Familie.

Wann ist Schreien lassen in Ordnung?

Wichtig ist: „Schreien lassen“ bedeutet nicht, ein Kind in einer Situation zu lassen, in der es sich nicht sicher fühlt. Wenn das Schreien aus Überforderung oder Gefahr heraus entsteht, ist es absolut richtig und notwendig, das Kind zu schützen – auch wenn das bedeutet, es kurz alleine zu lassen, um selbst Ruhe zu finden. Zum Beispiel: Wenn du deine Kräfte verlierst, leg das Kind sicher auf den Boden, verlasse den Raum für kurze Zeit und beruhige dich. So schützt du sowohl dein Baby als auch dich selbst vor Eskalationen.

Wenn du wissen willst, warum dein Baby weint, kann dir dieser Artikel helfen: Warum weint mein Baby?

Wie viel Unterstützung hast du?

Jede Familie ist anders. Wichtig ist, dass du dir Unterstützung holst – sei es durch Partner:innen, Familie, Freund:innen oder professionelle Hilfe. Wenn du entlastet wirst, fällt es leichter, geduldig und liebevoll auf dein Baby einzugehen.

Auswirkungen auf Bindung und Vertrauen

Ein sicher gebundenes Baby fühlt sich geborgen und vertraut seinen Bezugspersonen. Wenn ein Baby jedoch immer wieder alleine gelassen wird, wenn es um Hilfe ruft, kann das Vertrauen nachhaltig beeinträchtigt werden. Die Bindung leidet, was wiederum die emotionale Entwicklung negativ beeinflussen kann.

Erfahrungen aus der Praxis – eine Rezension

Eine berührende Rezension zum Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ (nachzulesen auf Amazon, 18. Juni 2017) beschreibt eindrücklich, wie tief die Folgen von Schreien lassen wirken können:

„Meine Schwester hatte diese Methode bei ihrer Tochter angewandt, als diese noch ein Baby war. Das Ergebnis davon kommt leider meist erst später. Beim Ausmisten alter Spielsachen fand meine Schwester eine Spieluhr – genau die Uhr, die sie laut Anleitung des Buches immer wieder aufgedreht und danach wieder aus dem Zimmer gebracht hatte, wenn die Kleine geweint hat. Als meine Nichte, mittlerweile 8 Jahre alt, die Melodie der wiedergefundenen Spieluhr hörte, fing sie bitterlich an zu weinen. Sie wusste selbst nicht warum, sagte nur, die Melodie mache sie so traurig. In diesem Moment zerbrach meiner Schwester das Herz. Auch wenn wir denken, Kinder bzw. Babys merken sich das nicht – Gefühle werden gespeichert. Diese Situation hat mir das bewiesen.“

Diese Erfahrung zeigt: Auch wenn Babys uns ihre Gefühle nicht direkt mitteilen können, prägen belastende Situationen und Erlebnisse sie tief.

Übrigens: Ist dein Baby noch keine vier Monate alt? Dann schau noch bei der Dunstan Babysprache vorbei und lerne, was dein Kind dir sagen möchte.

Meine persönliche Erfahrung

Als mein ältester Sohn ein Baby war, war ich auf der Suche nach einem Buch, das mir endlich Antworten auf meine Fragen geben kann. Zwei Bücher wurden mir vorgeschlagen: Jedes Kind kann schlafen lernen und Artgerecht – Das andere Babybuch. Nach der eben genannten Rezension war die Entscheidung klar. Heute, mit meiner Ausbildung und Erfahrung als Schlafberaterin, weiß ich: Ein liebevoller, bindungsorientierter Weg ist der nachhaltigste für Kind und Eltern.

Bettina Dutzler, familienstark. Deine Expertin für Baby- und Kleinkindzeit.

Wie werden Stressniveaus bei Babys gemessen?

Um den Stress bei Babys zu messen, nutzen Forschende verschiedene Methoden. Besonders häufig wird das Stresshormon Cortisol untersucht – es lässt sich in Speichelproben oder im Blut nachweisen. Auch Verhaltensbeobachtungen, Herzfrequenz und Mimik geben Hinweise darauf, wie stark ein Baby gestresst ist.

Erhöhter Stresslevel und Schlafstörungen durch Schreien lassen

Babys, die schreien gelassen werden, zeigen oft deutlich erhöhte Cortisolwerte – ein Zeichen für starken Stress. Solche Belastungen können sich negativ auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden auswirken und sogar zu Schlafstörungen führen. Anstatt besser zu schlafen, verschlechtert sich der Schlaf oft durch Schreien lassen.

„Das kannst du doch nicht wissen, es funktioniert ja schließlich und aus dir ist schließlich auch was geworden“ – Langzeitstudien und warum es sie nicht gibt

Oft höre ich diesen Satz: „Es gibt doch keine Langzeitstudien, die zeigen, dass Schreien lassen schadet!“ Die Wahrheit ist: Es gibt kaum belastbare Langzeitstudien – und das hat zwei Gründe:

  1. Zu viele Faktoren (Familienumfeld, genetische Anlagen, unterschiedliche Erziehungsmethoden) verfälschen die Ergebnisse.
  2. Studien zum Schreien lassen leiden unter hoher Abbruchrate, weil viele Eltern die Methode nicht dauerhaft durchhalten oder nicht mehr teilnehmen möchten.

Das heißt aber nicht, dass es keine Hinweise auf Schaden gibt – ganz im Gegenteil. Die kurz- und mittelfristigen Folgen sind klar dokumentiert, und die ethischen Bedenken sprechen eindeutig gegen das Schreien lassen.

Müssen Babys schlafen lernen? Folgen des Schreien lassens

Belastung für die Eltern

Nicht nur das Baby leidet: Eltern, die ihre Kinder schreien lassen, berichten häufig von Schuldgefühlen, Stress und einem gestörten psychischen Wohlbefinden – was wiederum die gesamte Familienatmosphäre belastet.

Nachhaltige Alternativen

Anstelle von „Schreien lassen“ empfehlen Expert:innen sanfte Einschlafbegleitung, die auf die Bedürfnisse des Babys eingeht und eine sichere Bindung fördert. So können Babys lernen, entspannt einzuschlafen – ohne erhöhten Stress oder negative Folgen

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