Warum Schlafphasen so wichtig sind – ein Blick auf Babys und Kleinkinder

Babys und Kleinkinder durchlaufen deutlich mehr Schlafzyklen als Erwachsene und wachen zwischen den Phasen häufig kurz auf – was völlig normal ist. Der Wechsel zwischen den Schlafphasen kann bei sensiblen Kindern zu häufigem Wachwerden führen – nicht weil „etwas falsch“ ist, sondern weil das Schlafsystem noch reift. Um das Schlafverhalten besser zu verstehen, hier eine Übersicht über die einzelnen Schlafphasen. Jede Nacht gliedert sich in mehrere Schlafzyklen à 60–90 Minuten (Erwachsene) bzw. 30-60 Minuten (Babys/Kleinkinder). Jeder Zyklus besteht aus vier Phasen:

  1. REM-Schlaf (Traumschlaf)
    Aktive Gehirnaktivität, Traumverarbeitung, Muskelentspannung (Atonie), schnelle Augenbewegungen. Die sogenannte Traumphase.
  2. Non-REM Stufe 1 (Einschlafphase)
    Übergang vom Wachzustand in den Schlaf – sehr leicht weckbar, oft begleitet von Muskelzuckungen.
  3. Non-REM Stufe 2 (Leichtschlaf)
    Stabilisierung: Herzfrequenz und Atmung verlangsamen sich, Gehirnwellen werden langsamer – wir verbringen hier den Großteil der Nacht.
  4. Non-REM Stufen 3 & 4 (Tiefschlaf)
    Regeneration: Hier laufen wichtige Prozesse wie die Ausschüttung von Wachstumshormonen und die Stärkung des Immunsystems ab. Sehr schwer weckbar.

1. Spezifische Schlafphasen bei Babys und Kleinkindern

1.1 Kürzere Zyklen

  • Neugeborene: Schlafzyklen von nur 30–60 Minuten.
  • Kleinkinder (1–3 Jahre): Zyklen verlängern sich allmählich auf 60–75 Minuten.

Dadurch treten Übergänge zwischen den Phasen häufiger auf – mit jeder Übergangsphase besteht die Möglichkeit eines kurzen Aufwachens. Das ist biologisch normal und kein Zeichen für „schlechten Schlaf“.

1.2 Andere Phasen-Gewichtung

  • REM-Phase bei Neugeborenen fast 50 % der Gesamtzeit → hoher Bedarf an Gehirn­reifung und Informations­verarbeitung im Schlaf.
  • Tiefschlaf anteilig zunächst gering, nimmt aber bei Babys und Kleinkindern zunehmend zu, um körperliches Wachstum optimal zu unterstützen.

2. Die Entwicklung des Schlafs von der Geburt bis ins Erwachsenenalter

Lebens­phaseGesamtschlaf pro TagREM-AnteilNon-REM-Anteil
Geburt (0 Monate)16–18 Std.~50 %~50 %
Bis 3 Jahre12–14 Std.~35–40 %~60–65 %
Bis Volksschule (6 J.)10–12 Std.~25–30 %~70–75 %
Bis Pubertät (12 J.)9–10 Std.~20–25 %~75–80 %
Erwachsene (ab 18)7–9 Std.~20–25 %~75–80 %

2.1 Geburt (0 Monate)

  • Schlafdauer meist extrem lang (16–18 Std.).
  • REM-Schlaf dominiert, wichtig für neuronale Vernetzung.
  • Das Kind befindet sich etwa 50% seines Schlafes in einer Leichtschlafphase → häufiges Aufwachen

2.2 Bis 3 Jahre

  • Allmähliche Konsolidierung: Tagesschlaf wird kürzer, Nachtschlaf länger.
  • REM-Anteil sinkt auf rund 35–40 %, Tiefschlaf gewinnt an Bedeutung.

2.3 Bis Volksschule (bis ca. 6 Jahre)

  • Gesamtschlaf nimmt weiter ab, Tagesschläfchen reduzieren sich.
  • REM-Phase etwa 25–30 %, stabiler Tief- und Leichtschlaf.

2.4 Bis Pubertät (bis ca. 12 Jahre)

  • Schlafbedarf rund 9–10 Std., oft verschoben durch Sozial- und Mediengewohnheiten.
  • REM-Anteil sinkt weiter auf ca. 20–25 %.

2.5 Erwachsenenalter (ab 18 Jahre)

  • Konsolidiert auf 7–9 Std. pro Nacht.
  • REM-Schlaf stabil bei 20–25 %, Tiefschlafanteil bleibt hoch für Regeneration.
  • FUN FACT am Rande: Frauen brauchen durchschnittlich mindestens 10 Stunden Schlaf täglich. Sonst leidet unser Hormonhaushalt. Männer würden mit weniger Schlaf auskommen. Meist ist jedoch genau das Gegenteil der Fall (herzliche Grüße ans Patriarchat!)

3. Neueste Forschungsergebnisse

3.1 Schlafbedarf bis zur Pubertät

Eine aktuelle Meta-Analyse in der Journal of Clinical Sleep Medicine zeigt: Kinder bis zur Pubertät benötigen mindestens 10 Stunden Schlaf pro 24-Stunden-Zeitraum.
Zu wenig Schlaf ist mit einem höheren Risiko für Stoffwechselstörungen, Konzentrationsprobleme und emotionale Dysregulation verbunden.

3.2 Empfehlungen der American Academy of Sleep Medicine (AASM)

Die AASM, eine internationale Fachgesellschaft für Schlafmedizin, hat folgende Empfehlungen ausgegeben. Die Empfehlungen stammen aus einer großen Auswertung von über 800 wissenschaftlichen Studien, die von der American Academy of Sleep Medicine (AASM) durchgeführt wurde. Die AASM ist eine internationale Fachgesellschaft, die sich mit Schlafgesundheit beschäftigt. In einem gemeinsamen Bericht – einem sogenannten Konsensus-Statement, also einer fachlich abgestimmten Empfehlung – haben Expert:innen zusammengefasst, wie viel Schlaf Kinder in verschiedenen Altersgruppen brauchen, um sich gesund zu entwickeln.

Sie empfehlen:

  • Kinder im Vorschulalter (3–5 Jahre): 10–13 Stunden Schlaf in 24 Stunden
  • Schulkinder (6–12 Jahre): 9–12 Stunden
  • Jugendliche (13–18 Jahre): 8–10 Stunden

Die Fachleute betonen, dass Kinder, die dauerhaft zu wenig schlafen, ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, emotionale Schwierigkeiten, Konzentrationsprobleme und schlechtere Leistungen in Schule oder Alltag haben.

Diese Empfehlungen unterstützen auch neuere Studien, die zeigen:
➡️ Kinder bis zur Pubertät brauchen mindestens 10 Stunden Schlaf, um körperlich und seelisch gut versorgt zu sein.
➡️ Mehr Schlaf ist besser – vor allem im Wachstum und bei intensiver Entwicklung.

Fazit

Schlafphasen verstehen hilft, das nächtliche Wachwerden von Babys und Kleinkindern besser einzuordnen.

Kürzere Zyklen und hoher REM-Anteil sind bei Kleinkindern normal und Ausdruck ihrer Gehirnentwicklung.

Schlafbedarf und -phasen verändern sich dramatisch von der Geburt bis zum Erwachsenenalter.

📚 Literaturverzeichnis (Auswahl)

  • American Academy of Sleep Medicine (2016): Consensus Statement on Sleep Duration
  • Cleveland Clinic (2023): Do Women Need More Sleep Than Men?
  • Hirshkowitz et al. (2015): National Sleep Foundation’s updated sleep duration recommendations
  • Lo et al. (2016): Neurobehavioral impact of insufficient sleep in childrenSleep Journal
  • Kurth et al. (2013): Development of the human sleep EEG across the lifespanSleep

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