Warum ich das Lieblingsspielzeug meines Kindes nicht doppelt kaufe
In letzter Zeit höre und lese ich immer öfter davon, dass Eltern vorsorglich das Lieblingsspielzeug ihres Kindes doppelt kaufen oder nachkaufen. Ich kann es in gewisser Hinsicht verstehen – geht das Spielzeug kaputt oder verloren, gibt das oft viele Tränen. Warum ich trotzdem davon abrate, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Nicht jedes Kind hat ein Lieblingsspielzeug
Allem voran: Vielleicht hat dein Kind gar kein richtiges „Lieblingsspielzeug“. Also etwas, das IMMER mit dabei sein muss. Das kommt viel häufiger vor, als man denkt. Manche Kinder wechseln zwischen verschiedenen Spielzeugen – mal darf der Teddy mit, mal die Puppe, mal der Bagger. Und das ist ganz normal.
Schon das allein zeigt, warum es oft gar nicht nötig ist, ein Spielzeug vorsorglich doppelt zu kaufen. Die Vorlieben von Kindern sind oft sehr wandelbar – und das ist auch gut so.
Mit Enttäuschungen umgehen lernen
Natürlich ist es traurig, wenn ein Lieblingsspielzeug plötzlich nicht mehr da ist. Und ja, das kann Tränen geben. Aber das ist Teil des Lebens – und eine wertvolle Lernerfahrung.
Unsere Kinder werden im Laufe ihres Lebens vielen Enttäuschungen begegnen. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, sie auf diese Situationen vorzubereiten. Das bedeutet nicht, dass wir sie absichtlich frustrieren – aber dass wir ihnen zutrauen, mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Dass wir da sind, zuhören, trösten und sagen: „Ich versteh dich. Das ist jetzt wirklich doof. Aber du wirst sehen – es wird wieder besser.“
So lernen Kinder, ihre Gefühle auszudrücken und mit Enttäuschungen umzugehen. Ganz nebenbei stärken wir dadurch auch ihre Resilienz – ein Thema, das heute zum Glück immer mehr Beachtung findet.
Eine persönliche Geschichte
Wir hatten auch so ein Exemplar – einen kleinen (recht teuren) Teddy von NICI. Wer die Marke kennt, weiß: Es gibt ihn in mindestens fünf verschiedenen Größen, sitzend, liegend, stehend… Man verliert komplett den Überblick.
Wir haben ihn damals am Flughafen in Ägypten verloren. Mein Sohn war am Boden zerstört – er hat richtig um seinen Teddy getrauert. Ich habe alles versucht: auf willhaben, in Kleinanzeigen, Elterngruppen, sogar direkt bei NICI habe ich nachgefragt. Wochenlang.
Und als ich dann endlich einen (zumindest ähnlichen) Teddy gefunden habe? War es ihm plötzlich völlig egal. Er hat ihn kein einziges Mal angesehen – jetzt sitzt er bei uns ganz oben im Regal und sieht süß aus. Das war’s.
Das Leben ist nicht perfekt – und das ist okay
Manchmal versuchen wir Eltern, unserem Kind jede Unannehmlichkeit zu ersparen. Aber das Leben ist nicht planbar. Es ist bunt, chaotisch, emotional – und genau das dürfen unsere Kinder erleben. Natürlich mit uns an ihrer Seite.
Ein verlorenes Spielzeug kann traurig machen. Aber es kann auch dazu führen, dass wir ein neues Lieblingsding entdecken. Dass wir gemeinsam überlegen, wie wir besser auf unsere Sachen achten. Und dass wir merken: Die Welt dreht sich weiter – auch ohne Ersatzteddy.
Fazit:
Klar, es ist verlockend, für den Notfall einen Ersatz-Teddy in der Schublade zu haben. Aber Kinder brauchen nicht immer perfekte Lösungen – sie brauchen echte Begleitung. Wenn etwas verloren geht, dürfen sie traurig sein. Und wir dürfen da sein, ohne sofort reparieren zu müssen.
Kinder sind oft viel anpassungsfähiger, als wir denken. Und manchmal merken wir: Der zweite Teddy hätte gar nicht gebraucht – weil das echte Leben sowieso andere Pläne hat.
Perfektion ist im Familienleben weder möglich noch notwendig. Kinder dürfen trauern, lernen und wachsen – manchmal sogar an einem verlorenen Teddy. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, wie kindliches Spiel zur Entwicklung beiträgt, dann lies hier weiter: Das Als-Ob-Spiel.