Weniger Pension für mehr Arbeit – Was der Equal Pension Day 2025 bedeutet

Am 7. August ist Equal Pension Day in Österreich.
Das bedeutet: Ab diesem Tag haben Frauen im Schnitt so viel Pension erhalten, wie Männer erst Ende Dezember erhalten werden. Frauen arbeiten also rein rechnerisch fast fünf Monate im Jahr „gratis“ – was ihre Pension betrifft.

Und in Oberösterreich?
Da war dieser Tag bereits am 19. Juli – weil Frauen hier noch deutlich weniger Pension bekommen als im österreichweiten Durchschnitt.

Equal Pension Day 2025 und was wir tun können

📉 Gender-Pension-Gap 2025: Die Zahlen

  • Frauen in Österreich erhalten durchschnittlich 39,7 % weniger Pension als Männer.
  • Das bedeutet: Frauen bekommen im Schnitt 1.527 € brutto pro Monat, Männer hingegen 2.535 €.
  • In Oberösterreich ist der Unterschied besonders groß: 45,1 %. Hier liegt die durchschnittliche Frauenpension bei 1.450 €, während Männer 2.641 € erhalten.

Das sind über 1.000 € weniger im Monat – für dieselbe Lebenserfahrung.
Oder anders gesagt: über 200.000 € Verlust über die gesamte Pensionszeit.


Warum ist die Lücke so groß?

Kurz gesagt: Weil Care-Arbeit nicht zählt.

Der Gender-Pension-Gap ist eine indirekte Folge ungezahlten Care-Arbeitens, von Karenzen, Pflegearbeit und Teilzeit, aber auch von der mangelnden systemischen Anerkennung.

Wer Kinder bekommt, erwerbs-arbeitet oft weniger – meist die Mutter. Karenz, Teilzeit, unbezahlte Familienarbeit: All das reduziert den Pensionsanspruch. Obwohl Care-Arbeit echte Arbeit ist, fließt sie nicht in die Pensionsberechnung ein.

Und es kommt noch dicker:
Wer in Karenz ist, verpasst automatisch Lohnsprünge. Diese sogenannten Biennalsprünge (zB alle 2 Jahre im öffentlichen Dienst) sorgen bei durchgehender Beschäftigung für Gehaltserhöhungen – die bei Karenz ausbleiben. Bedeutet: Auch nach der Karenz bleibt man auf niedrigerem Lohnniveau.


🛠️ Das eigentliche Problem ist nicht Teilzeit

Teilzeit ist oft alternativlos – aber sie wird nicht fair abgegolten.
Wenn du dieselbe Care-Arbeit auslagern würdest (Nanny, Kinderbetreuung, Haushaltshilfe), müsstest du sie bezahlen.
Nur weil du sie „freiwillig“ und „gern“ machst, heißt das nicht, dass sie wertlos ist.
Aber das System behandelt sie genau so.


Die typischen Ausreden – und warum sie gefährlich sind

  • „Mein Mann hält mich schon über Wasser, wenn ich mal alt bin.“
    Was, wenn er nicht mehr da ist? Was, wenn ihr euch trennt? Dann stehst du da – mit einer Pensionslücke und einer Erwerbsbiografie, die „Familienmanagerin“ sagt, aber keinen Cent bringt.
  • „Wir teilen uns das dann eh mal auf.“
    Später ist oft zu spät. Das Geld ist dann schon nicht mehr da – und Ansprüche lassen sich nicht mehr rückwirkend aufholen.
  • „So schlimm ist das doch nicht, viele sind doch zufrieden.“
    Ja, manche vielleicht. Aber Zufriedenheit ist kein Ersatz für Gerechtigkeit.

Pensionssplitting – was viele nicht wissen

Ein kleiner Hebel, der viel bewirken kann – wenn er rechtzeitig genutzt wird:

  • Beim Pensionssplitting kannst du dir 50 % der Pensionsbeiträge deines Partners übertragen lassen – für bis zu 7 Jahre pro Kind (max. 14 Jahre gesamt)
  • Das verbessert deinen Pensionsanspruch, ohne dass dein Partner dadurch weniger Pension bekommt.
  • Wichtig: Der Antrag geht frühestens, wenn das jüngste Kind 4 ist – und nur bis zum 10. Geburtstag des jüngsten Kindes.

📌 Noch immer glauben viele: „Da verliert der Mann was.“
Nein – tut er nicht. Im Schnitt ändert sich seine Pension kaum. Aber deine Absicherung steigt.


Wann ist Gleichstand erreicht?

Laut aktuellen Berechnungen würde es über 200 Jahre dauern, bis Frauen und Männer in Österreich die gleiche Pension erhalten – wenn sich am derzeitigen Tempo nichts ändert. Die häufig erwähnten „99 Jahre“ sind höchstwahrscheinlich bezogen auf einen bestimmten Global-Index – der ist sehr optimistisch und politisch abstrahiert.

JahrGender-Pension-Gap ATEqual Pension Day
202337,6 %
202440,1 %6. August
202539,7 %7. August

Und in Oberösterreich? Da ist der Tag früher, weil der Gap größer ist.
Wenn man bedenkt, dass Frauen durchschnittlich 20 Jahre länger leben mit einer viel niedrigeren Pension, ergibt sich ein klares Bild: Altersarmut ist weiblich.


✊ Warum ich darüber schreibe

Weil ich sehe, was Mütter, was Frauen leisten.
Weil ich es ungerecht finde, dass man 10 Jahre lang für andere sorgt – und sich das später finanziell gegen einen wendet.
Weil meine eigene Mama zwei Jobs gemacht hat (neben uns Kindern) – und trotzdem weniger bekommt als mein Papa.
Und weil ich nicht will, dass meine Kinder in 30 Jahren dieselben Diskussionen führen müssen wie wir heute.


❤️ Was du tun kannst

  • Sprich mit deinem Partner über Geld und über eine faire Aufteilung von Care- und Erwerbs-Arbeit
  • Denk frühzeitig an deine eigene Absicherung.
  • Informier dich über das Pensionssplitting und nutz es – du kannst es nur einmal beantragen.
  • Teile diesen Beitrag – damit mehr Frauen darüber reden.
  • Tritt deiner Gewerkschaft bei. Denn die kämpfen nicht nur für gerechtere Löhne und (bessere) Kollektivverträge, sondern auch für gerechte Pensionen.

Quellen

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