7 Dinge, die dir niemand über die Zeit nach der Geburt verraten hat

Ein ehrlicher Erfahrungsbericht

Die Geburt ist geschafft. Du hast dein Baby im Arm, die Erleichterung ist riesig – und gleichzeitig beginnt eine völlig neue Phase, auf die einen viele Geburtsvorbereitungskurse kaum vorbereiten: das Wochenbett. Ich möchte in diesem Beitrag einige Dinge mit dir teilen, die mir persönlich geholfen hätten zu wissen – ehrlich, direkt und (hoffentlich) ermutigend. Jede Geburt ist individuell. Was du hier liest, basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen – vielleicht erkennst du dich in manchen Punkten wieder, vielleicht ist bei dir alles ganz anders. Beides ist vollkommen in Ordnung.

nach der Geburt inkl. Wassereinlagerung der Schwangerschaftsvergiftung

1. Du brauchst große Unterwäsche. Nein, noch größer.

Ich hatte vorab größere Unterwäsche gekauft – aber leider viel zu klein. Am Ende habe ich riesige Oma-Slips getragen – aus Baumwolle, bequem, hoch geschnitten und mit genug Platz für die dicken Binden. Diese Slips waren ein Segen. Keine engen Nähte, kein Einschneiden, kein Stress beim Anziehen. Meine Mama musste mir im Wochenbett nochmal Nachschub bringen, weil ich unterschätzt hatte, wie praktisch wirklich große Unterwäsche ist.


2. Nachwehen – was bitte?!

Ich war völlig überrascht, wie heftig Nachwehen sein können. Und dass sie bei jeder Geburt intensiver werden – das hatte ich nicht am Schirm. Besonders beim Stillen haben sie sich bemerkbar gemacht, denn dabei wird Oxytocin ausgeschüttet, was die Rückbildung der Gebärmutter fördert (und eben auch weh tun kann). Kamillentee war in dieser Zeit mein treuer Begleiter. Warm, beruhigend, entspannend und rückbildend.


3. Stillen kann richtig anstrengend sein

Ich hatte gehofft, dass das Stillen einfach „funktioniert“. Ich habe einfach GEWUSST, das geht locker vom Hocker (ich wollte auch immer Stillen, da gab’s für mich keine Alternative). Die Realität war anders: Ich habe mich überfordert gefühlt und kam mir teilweise blöd vor, weil ich die Anweisungen wie das Baby wo wann liegen soll nicht verstanden habe. Die Schwestern auf der Station waren bemüht, aber ehrlich gesagt: ihre Anleitungen waren knapp, oft widersprüchlich. Es wurde sofort zugefüttert, mein Baby war unruhig, mein Blutdruck stieg – Stress pur.
Zu Hause kam dann eine IBCLC-Stillberaterin (International Board Certified Lactation Consultant). Und plötzlich fühlte ich mich gesehen. Weniger „du musst“, mehr „wie geht’s dir damit?“. Mehr Intuition, weniger Technik. Diese Begleitung hätte ich mir schon im Krankenhaus gewünscht – und wünsche sie jeder Mama.

📚 Forschung zeigt, dass Mütter, die in den ersten Tagen nach der Geburt professionelle Stillbegleitung erhalten, mit größerer Wahrscheinlichkeit langfristig stillen (z. B. Brown et al., 2016).


4. Mein Baby schlief nur auf mir. Punkt.

Keine Pampers-Werbung mit friedlich schlummerndem Baby im Gitterbett. Mein Sohn schlief das erste Jahr ausschließlich auf mir. Oder beim Papa – in der Trage. Kein Beistellbett, kein Beistellbett, (fast) keine „Ich leg ihn mal kurz ab“-Momente.
Was wirklich anstrengend war? Die Kommentare. „Der muss sich das abgewöhnen.“ „Das gewöhnst du ihm an.“ Nein. Mein Baby hat Nähe gebraucht. Und ich habe ihn getragen. Punkt.
(Auch wenn ich irgendwann genervt war – von den Ratschlägen, nicht vom Baby.)

📚 Bindungsorientierte Forschung zeigt, dass Körperkontakt in den ersten Lebensmonaten ein Grundbedürfnis ist – kein „Angewöhnen“ (vgl. Bowlby, 1969; Hrdy, 2009).


5. Auf der Seite liegen? Ein Albtraum.

Ich hatte einen Kaiserschnitt. Und was mir niemand gesagt hat: Das ist eine große Bauchoperation. Natürlich tat das weh – nicht nur beim Aufstehen, auch beim Liegen, Sitzen, Drehen. Besonders das seitliche Liegen war schmerzhaft und hat Wochen gedauert, bis es wieder ging.
Eine Ärztin meinte, ich sei etwas wehleidig (schön, oder?!) – aber nein. Schmerz ist subjektiv und jede Heilung verläuft anders. Ob vaginal oder per Kaiserschnitt: Geburt ist eine körperliche Höchstleistung. Du darfst Schmerzen haben. Du darfst Unterstützung brauchen.


6. Nach der Geburt bist du erstmal… wach

So paradox es klingt: Nach all der Anstrengung war ich hellwach. Mein Baby war es auch. Und das ist kein Zufall. Direkt nach der Geburt sorgt ein Cocktail aus Hormonen (vor allem Oxytocin und Adrenalin) dafür, dass Mutter und Kind besonders wach, aufmerksam und aufeinander fokussiert sind – ein evolutionäres Überbleibsel, damit das Bonding und das erste Stillen gut klappen können.

📚 Studien belegen, dass diese erste „sensible Phase“ nach der Geburt wichtig ist für den Stillbeginn und die emotionale Bindung (z. B. Widström et al., 2011; Klaus & Kennell, 2001).


7. Wochenfluss – das große Blutfinale

Ja, man blutet. Und ja – manchmal plötzlich, stark und viel. Ich war nicht vorbereitet auf das Nachwaschen, auf diese kleinen „Sturzfluten“, die ganz spontan auftreten können. Was mir geholfen hat: regelmäßig zur Toilette gehen, danach mit warmem Wasser nachspülen, große Binden (nicht die dünnen für die Periode!) – und, siehe Punkt 1, die passende Unterwäsche.
Die Dauer variiert übrigens stark – bei manchen sind es 2 Wochen, bei anderen 6 oder mehr. Wenn du dir unsicher bist, frag‘ dazu am besten deine Hebamme.


Fazit: Du bist nicht allein – auch wenn’s sich manchmal so anfühlt

Die Zeit nach der Geburt ist wild. Emotional, körperlich, hormonell. Und viele Mütter fühlen sich in dieser Zeit überfordert, verunsichert, manchmal auch allein. Mir hat es geholfen, offen darüber zu sprechen – mit anderen Mamas, mit Fachpersonen.
Vielleicht hilft dir dieser Beitrag, dich gesehen zu fühlen. Oder ermutigt dich, dir Hilfe zu holen, wenn du sie brauchst. Denn das ist keine Schwäche – sondern Stärke.


Literatur & Studien

Klaus, M. H., & Kennell, J. H. (2001). Parent-Infant Bonding.

Brown, A. et al. (2016). Breastfeeding support: The importance of professional guidance in the early postpartum period.

Hrdy, S. B. (2009). Mothers and Others: The Evolutionary Origins of Mutual Understanding.

Bowlby, J. (1969). Attachment and Loss.

Widström, A.-M. et al. (2011). Skin-to-skin contact: Importance for newborns’ behavior and breastfeeding.